Jos. Buck. Wegweiser durch das Algäu, Lechthal und Bregenzerwald. Handbuch für Reisende.
Kempten, Dannheimer, Dritte gänzlich umgearbeitete Auflage mit Bergprofilen, Panorama und Karte,1878.
Kl.-8°. Mit 2 gefalteten Bergprofilen, einem (über einen Meter langen) gefalteten Panorama, 1 gefaltenen Karte und 4 kleinen Ansichten in Lithographie. X,328 S. Orig.-Pappband.
Landschafts- und Naturbeschreibungen für den Bahn- und Wanderreisenden des 19. Jahrhunderts. –
Nach einer Übersicht der Verkehrslinien in und durch das Allgäuer Land erfolgt ein geschichtlicher Abriss der Alpenregion mit dem besonderen Augenmerk auf die jeweilige Stadthistorie von Memmingen, Kempten, Isny, Wangen, Immenstadt sowie einer Vielzahl kleinerer Flecken und Märkte. Der Reisende wird in die verschiedenen Täler des Allgäus geführt, wobei eine Vielzahl von Dörfchen, Höfen sowie natürlich die Bergwelt detailliert und lebendig beschrieben sind.
Zahlreiche Anekdoten lassen erahnen, welch‘ Naturvielfalt und bäuerliche Kultur diesen Landstrich und seine hart arbeitende Bevölkerung geprägt haben. So erfährt der Leser nebenbei, dass auch die Geistlichkeit eine teils unrühmliche Rolle bei der Unterdrückung der einfachen Leute gespielt hat: „Das ruhige, zurückhaltende, oft abweisendscheue Wesen im Charakter des Algäuers ist noch ein Nachklang der keineswegs glimpflichen Zucht jener geistlichen Hirten, die bei ihren Schäflein stets mehr nach der Wolle als nach sonstigen Vollkommenheiten getrachtet und was sie etwa noch selbst versäumt glaubten, durch Vögte und Amtsleute in zweiter Ernte nachholen liessen; (…)“ .
Hochzeitsbräuche, idiomatische Besonderheiten des Allgäuer Dialektes ( wer käme darauf, dass sich hinter dem Begriff „einschläfe“ ankleiden oder hinter „hofele“ langsam verbirgt), spezielle Gewerbe der Region (vor allem die Erwähnung einer Vielzahl von Wirtshäusern lässt erahnen, dass der Autor nur allzu ungerne eines ausließ) – dem Reisenden wird ein lebendiges Bild dieses alpinen Landstrichs vermittelt.
Für den Wanderer, der sich in die Hände eines ortskundigen Führers begeben möchte, befinden sich im hinteren Teil des Buches einige Seiten „Tarif zur Bergführer-Ordnung in Obersdorf“. So kann der geruhsame Wanderer eine Tour zum Freiberger See innerhalb einer Stunde für 1 Mark und 50 Pfennig buchen, während den ambitionierten Wandersmann eine 12stündige Tour bei einer Entlohnung von 10 Mark auf den Schochen (2110m) und den Großen Seekopf (2080m) lockt. Ob auch da das ein oder andere Wirtshaus auf dem Wege liegt – das verrät die Tarifordnung leider nicht.
Zustand: Einband stärker berieben, gebräunt, angeschmutzt und fleckig; Ecken und Kanten berieben und bestoßen; Rücken beschädigt; Kapitale mit Tesafil m beklebt; Seiten etwas gebräunt und durchgehend schwach bis stärker stockfleckig; die Karten teils stärker gebräunt, mit kleineren Randläsuren und Stockfleckchen; das Panorama an den Falzen teilweise sauber mit Klebestreifen hinterlegt.