Simplicissimus-Album No. 1.
München, Simplicissimus-Verlag, (1916).
Gr.-4°. 16 S., mit farbigen Illustrationen. Orig.-Broschur.
Höchst seltenes Exemplar eines holländisch sprachigen Simplicissimus-Albums, welches hauptsächlich Anti-Britische Karikaturen aus der Feder Gulbranssons präsentiert.
Gegründet wurde die Satirezeitschrift Simplicissimus im Jahre 1896 in München. Ihre Autoren zielten mit bissigen Artikeln und Zeichnungen auf die wilhelminischen Moralvorstellungen der damaligen Zeit. Auch mit Kritik an der politischen Macht wurde nicht gespart. Viele bekannte Autoren wie Heinrich Mann, Erich Kästner, Joachim Ringelnatz u.A. konnten für den Simplicissimus gewonnen werden und verfassten literarische Beiträge.
Neben den schriftlichen Beiträgen waren die satirischen Zeichnungen von Künstlern wie Thomas Theodor Heine (Mitbegründer der Zeitschrift), Olaf Gulbransson, Rangvald Blix u.A. maßgeblich daran beteiligt, dass die Zeitschrift einen hohen Bekanntheitsgrad erlangte.- Obwohl politisch gegen die Obrigkeit agierend erfasste zum Ausbruch des ersten Weltkrieges die Welle des Nationalismus und Patriotismus auch die Redaktion des Simplicissimus und diese übernahm kritiklos die Kriegsbegeisterung und mit einhergehend die Feindbilder der deutschen Regierung. Vor allem Frankreich und Großbritannien gehörten in diese Kategorie.
Im diesen geschichtlichen Rahmen ist auch die vorliegende, sehr seltene Zeitschrift „Simplicissimus-Album No.1“ einzuordnen. Diese Ausgabe erschien als einmalige Sonderausgabe in 4 verschiedenen Sprachen (deutsch, schwedisch, dänisch-norwegisch und niederländisch), um „in Anbetracht der immer dringlicher werdenden Notwendigkeit, der ins Maßlose gesteigerten, ebenso plumpen wie skrupellosen englischen Hetzpropaganda im gesamten neutralen Auslande eine mit geschmackvollen künstlerischen Mitteln arbeitende deutsche Propaganda entgegenzusetzen.“ (aus einer Vorankündigung, erschienen im Simplicissimus 21. Jahrgang, 13. Februar 1917).
Sämtliche Zeichnungen spielen auf verschiedene Ereignisse während des 1. Weltkriegs an, so u. A. auf die Schlacht von Durazzo, die Reise des französischen Staatspräsidenten Poincaré nach Russland (mit der folgenden Kriegserklärung Russlands an Deutschland), die Rolle des vergleichsweise kleinen Landes Griechenland (Verbündete der alliierten Kräfte) etc.
Besonders die britischen Politiker Henry Herbert Asquith und David Lloyd George stehen im Fokus der Anti-Britischen Karikaturen (fast alle von Olaf Gulbransson, des Weiteren noch von Thomas Theodor Heine und Ragnvald Blix).
Zustand: Einband stärker gebräunt, mit stärkeren Randläsuren, kleinen Einrissen und kleinen Fehlstellen; Vorder- und Rückdeckel lose und etwas fleckig; Ecken und Kanten bestoßen; mit durchgehender Querfalte; Seiten gebräunt, mit Randläsuren, kleinen Einrissen, kleinen Fehlstellen und gelockert.